Erfahrungsbericht: Freiwilligendienst beim DRK

Erfahrungsbericht: Freiwilligendienst beim DRK

17.06.20

Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), Bundesfreiwilligendienst (BFD) – jedes Jahr machen rund 150 junge Menschen einen Freiwilligendienst beim Deutschen Roten Kreuz in Brandenburg. Eine von ihnen ist Vivien Schubel. Von Oktober 2019 bis zum Beginn ihres Studiums im April 2020 absolvierte sie ihren BFD in der Integrationskita „Pusteblume“ in Eisenhüttenstadt. Wie es ihr gefallen hat, erzählt sie in ihrem Erfahrungsbericht.

Vivien Schubel mit Kindern in der Kita Pusteblume

„Kennt ihr auch diese Frage: „Na, was macht du eigentlich nach der Schule?“ Und kennt Ihr vor allem das Gefühl, darauf nicht sofort eine Antwort zu haben?

So ging es mir und ich denke, so geht es vielen von uns, die nach der Schule erstmal nicht wissen, was sie mit ihrer gigantischen Freiheit anstellen könnten.

Während meine Klassenkameraden von einem Vorstellungsgespräch zum nächsten rannten und wie verrückt ihre Bewerbungen schrieben für Uni und Co, war ich mir noch nicht mal im Geringsten klar, was denn nun aus mir werden soll.

Einfach mal spontan sein

Doch das Beste im Leben kommt unerwartet. So kann man zumindest meinen Weg in den Freiwilligendienst beschreiben. Durch Zufall wurde meine Mutter beim Abiball von meiner jetzigen Chefin angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, als „Bufdi“ in ihrer Kita zu arbeiten. Meine erste Frage: Was ist denn bitte ein „Bufdi“?“

Heute weiß ich genau, was es heißt, ein „Bufdi“ zu sein. Der sogenannte Bundesfreiwilligendienst (BFD) verleiht mir diese niedliche Bezeichnung. Einfach herrlich oder?

Das „Besonders sein“

Seit Anfang Oktober arbeite ich nun in der Integrationskita „Pusteblume“ in Eisenhüttenstadt und wurde sofort freundlich in das Team aufgenommen. Das Arbeiten mit den Kindern bereitet mir sehr viel Freude. Durch den Kontakt zu Kindern unterschiedlichen „Gesundheitsgrades“ (so nenne ich es jetzt mal) habe ich viel über das Thema „Integration“ nachgedacht.

In unserer fröhlichen, teils lauten, bunten und lustigen „Käfer“- Gruppe erlebe ich jeden Tag aufs Neue wunderbare und für mich sehr prägende Situationen. Mit Kindern hatte ich schon sehr häufig etwas zu tun. Aber mit Kindern, die im Alltag begrenzte Möglichkeiten haben – das war für mich etwas ganz Neues.

Den Begriff „Behinderung“ finde ich irgendwie doof. Ich denke, man könnte eher „besonders“ sagen. Kein Mensch ist in irgendeiner Weise behindert. Auch wenn man vielleicht in seinem Handeln oder Denken eingeschränkt ist, kommt es immer darauf an, was man aus den „besonderen“ Zuständen alles macht. Dazu gehört ohne Frage auch viel Mut. Beim Einen mehr, beim Anderen weniger.

Mir ist relativ schnell bewusstgeworden, wie wichtig es ist, Kindern zu helfen, denen es scheinbar nicht so gut geht (egal ob durch körperliches oder geistiges „Besonders sein“).

Klar stellten mich manche Situationen vor eine neue und große Herausforderung. Aber letztendlich habe ich großen Gefallen daran gefunden, den Kindern bei alltäglichen Dingen Unterstützung zu geben. Besonders fasziniert bin ich von der Willensstärke einiger „besonderer“ Kinder. „Ich möchte das aber alleine machen!“. Na klar, warum nicht, dachte ich. Ein bisschen Sorge ist natürlich immer damit verbunden, aber meine Kolleginnen und ich sind ja da, um im Zweifel zu unterstützen.

Das was du gibst – bekommst du zurück

Seit meinem BFD hat sich für mich persönlich ebenfalls schon sehr viel verändert. Ich war schon immer eine soziale und offene Person, die Menschen um sich braucht, die Gute Laune verbreiten und einfach anderen Menschen unter die Arme greifen möchte. Doch diese Einstellung verstärkte sich durch meinen Freiwilligendienst um ungefähr das Doppelte, wenn nicht sogar Dreifache oder mehr. Das Beste für mich an der ganzen Sache: Ich bekomme jedes Mal so viel Dankbarkeit zurück und das macht mich einfach glücklich, auch wenn es nur ein kleines Lächeln ist. Außerdem fällt es mir mittlerweile wesentlich leichter, auf unbekannte Gesichter zuzugehen und auch einfach mal ein Gespräch anzufangen.

Durch meine Arbeit als „Bufdi“ in einer Integrationskita vergrößerte sich meine Ambition zum Helfen. Das ist auch eines meiner Ziele für mein zukünftiges Leben.  

Seit April studiere Soziale Arbeit. Für mich hat damit ein neuer Lebensabschnitt begonnen, aber gleichzeitig endete eine wundervolle Zeit.

Schlussendlich bleibt mir nur noch zu sagen: Ein Freiwilligendienst ist weiß Gott keine verschwendete Zeit. Ganz im Gegenteil. Er ist eine Erfahrung fürs Leben!“

Vivien Schubel